Die Zeiten der Mondin und die Zeiten im Jahreskreis schenken uns Raum für Achtsamkeit und Meditation.
«Das Leben läuft in kreisen und Zyklen.
Alles hat seine Zeit im grossen Orchester der Unendlichkeit.
Dinge entstehen, verweilen und vergehen.
Im Tanz des Lebens können wir im Zentrum des Seins
in die Ewigkeit eintauchen.»
Jeanne Ruland in: Immerwährender Jahreskreiskalender.
Ich bin an einem Montag geboren. Es heisst, für Mondkinder sei es besonders wichtig auf ihre Intuition zu achten, ihrer inneren Stimme zu lauschen und ihrem feinen Gespür für den Rhythmus der Zeit zu vertrauen, um sich getragen zu fühlen. So fühle ich mich geborgen.
Jenseits der Zeit

Als junge Frau mit Anfang Zwanzig durfte ich, im Rahmen einer Therapiegruppe, das tiefe Glück eines unvergleichlichen Morgens erleben. Die Gruppe verbrachte das Wochenende in einer alten Mühle, unten im Wiesengrund, nahe Rothenburg ob der Tauber.
Mein «alter Analytiker», wie ich ihn in Gedanken nenne, hatte das Gefühl, dass in dieser Gruppe – und das sei nicht immer so – eine spirituelle Sehnsucht vorhanden sei. Die Zeiten der Stundengebete der Mönche waren ihm vertraut, und so lud er uns ein, für den nächsten Morgen um halb fünf, an einer Meditation im Gehen teilzunehmen.
Es war still im Haus an jenem Morgen, bis vor jeder Türe der tiefe Ton einer Klangschale ertönte, und uns rief, um uns in der Stube zu versammeln. Jede und jeder legte die Hände ineinander, um eine Schale zu bilden und sie vor der Mitte unseres Körpers nach oben geöffnet zu halten. Mit sanftem Blick gingen wir, jeden Schritt behutsam setzend, im Raum umher, demjenigen vor uns nach.
Eine Frau trug ein helles Nachthemd mit Spitze verziert, und es wurde bemerkt, es könnte das Nachthemd ihrer Grossmutter sein. Ich erinnre mich an dieses kleine Detail, an die Stille, und an die Verbundenheit mit der uralten Tradition des Zens, in einem einzigen Augenblick. Ich spürte den Raum um mich und die Frische des Morgens in dieser sehr heiligen und heilenden Stunde.
Zen – Achtsamkeit und Meditation

Leben in Harmonie
«Letzten Endes eröffnet uns Zen, während wir tiefer in den Geist vordringen, das grosse Mysterium des Lebens. Wir gelangen zur Essenz unserer Existenz, zum wahren Kern unserer Seele.»
«Durch die Tiefe und Erkenntnis, die wir in der Meditation gewinnen, erlangen wir direktere Einsicht in die wahre Natur unseres Selbst.»
Michael Paul in „Zen – Wohnen und Leben in Harmonie“
In Stille verweilen
Alle weit bekannten alten Weisheitslehren kennen Formen von Innehalten, zur Ruhe kommen, in Stille verweilen und Sammlung des Geistes.
Es wird still ins uns, die Gedanken ziehen vorbei wie kleine weisse Wölkchen am Himmel. Der Atem fliesst sanft ein und aus, wir nehmen die kleine Pause zwischen den Atemzügen wahr, die kleinen Lücken zwischen den Gedanken.
Wir nehmen mit allen Sinnen wahr, was der Augenblick für uns bereithält. Wenn wir Achtsamkeit und Meditation üben, nehmen wir den Augenblick wie er ist. Wir sind offen für Alles, was sein mag.
Mit dieser inneren Haltung schöpfen einen Raum, in dem wir Verbundenheit, Einssein mit dem Leben, mit Allem und mit der Existenz selbst, zu erspüren vermögen.
Wir sind Erdenwesen
Wir sind multidimensionale Wesen, auch Erdenwesen. Die Fähigkeit ist uns geschenkt, die Schönheit dieser Erde und der Natur wahrzunehmen, um uns auf der Erde geborgen zu fühlen. Die Gedanken an die weissen Wolken am Himmel, Atemzüge, Kerzenlicht, Rosenduft, Steine am Wegrand: Alles ist Teil der Existenz und Teil von uns.
Wir Menschen malen, schreiben, sammeln Kräuter oder bauen Boote und sind versunken in unserem Tun. Und wenn wir in der Phantasie auf Reisen gehen und innere Bilder sehen, sind wir Eins mit uns und allem Schönen, was uns umgibt.
Schon früh im Leben bildet sich in uns die Gabe einem Objekt Bedeutung zu verleihen. Am Morgen sehe ich meinen kleinen Teddybären neben mir. Ich nehme ihn behutsam zu mir, streiche über sein weiches Fell, seine schwarzen Knopfaugen glänzen. Ich freue mich auf den Tag.
Mondnacht im Spätsommer: Lughnasadh

Es war ein schöner Sommerabend im August. Warmes Sonnenlicht begleitete uns auf unserem Abendspaziergang. Wiesen, hohe Gräser und der kleine Teich in goldenes Licht getaucht. Herzenswärme.
Am späteren Abend ging der Mond über den dunklen Linien der Dächer auf, sich im rotgoldenen Licht der Abendsonne spiegelnd. Es war Vollmond.
Der Lauf der Mondin über den Nachthimmel und die Mondphasen – Neumond, zunehmender Mond, Vollmond, abnehmender Mond und wieder Neumond – gaben den frühen Menschen ein Gefühl für die Zeit. Kreise, Spiralen und Labyrinthe in frühen Felszeichnungen symbolisieren das Urweibliche, den immerwährenden Rhythmus von Neubeginn, Lebensblüte und Abschied.
Lughnasadh ist ein ursprüngliches Jahreskreisfest im Spätsommer, zu Vollmond im August.
«Die Sonne gibt ihre Kraft noch einmal in die Erde hinein, um die Früchte, Kräuter, Ähren, Blumen und Samen, die sie hervorbringt zu segnen und mit Sonnenkraft aufzuladen.»
Jeanne Ruland in: Immerwährender Jahreskreiskalender.
Ich bin dankbar für die Stimmung im Indian Summer, die ich so sehr mag. Ich bin im September geboren. Es ist meine Zeit.
Achtsamkeit und Meditation im Jahreskreis

In der Natur finden wir viele kreisförmige Strukturen, Blüten, Muscheln, Himmelskörper. Der Jahreskreis umfängt acht Freudenfeste, vier Sonnenfeste und vier Mondfeste, im Wechsel mit einem Mondfest beginnend. Ich möchte alle acht einmal nennen, um den Klang der Namen zu lauschen und ich lade dich ein mit mir für einen Augenblick durch das Jahr zu reisen:
Am 1. Februar feiern wir Imbolc, das Fest der Göttin Brigid und der Heiligen Brigida von Kildare. Der Frühling beginnt und die Schneeglöckchen blühen. Am 21. März folgt Ostera, die Frühlings-Tagundnachtgleiche. Am 31. April ist Walpurgisnacht, am 1. Mai Beltane, wenn der Himmel die Erde küsst und die Heilige Hochzeit eine Hohe Zeit begleitet. Die Mittsommerfeuer brennen um den 21. Juni, Frauen werfen getrocknetes Johanniskraut aus dem Vorjahr in die Flammen, Rauch und Düfte steigen auf. Wir vertrauen Sorgen und Wünsche den Wolken an.
Im Spätsommer: Lughnasadh. Mabon am 21. September, der Geburtstag meiner Seelenschwester – Herbst-Tagundnachtgleiche. Am 1. November Samhain, das Keltische Neujahr, das Jahr wir in die Dunkelheit hinein geboren, die Nebel zwischen den Welten lichten sich, wie an allen Jahreskreisfesten, nur hier noch einmal besonders. Und endlich, kurz vor Christi Geburt, am 21. Dezember das Julfest. Schimmernde Kugeln schmücken die Stuben, die Vollendung des Kreises.
Titelfoto: Tamara Kulikova.
Jenseits der Zeit – Foto: Werner. Zen – Achtsamkeit und Meditation – Foto: Atlas. Mondnacht im Spätsommer – Foto: Peter Wienerroither. Jahreskreis – Foto: fox17. Alle Fotos: stock.adobe.com.